Seiltausch
an der Fehmarnsundbrücke

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Fehmarnsundbrücke

Die Fehmarnsundbrücke von 1963 verbindet das Festland bei Großenbrode mit der Ostseeinsel Fehmarn. Auf einem gemeinsamen Brückenquerschnitt wird eine eingleisige Bahnstrecke und eine zweispurige Straße überführt. Das Bauwerk besteht aus einem Netzwerkbogen mit einer Stützweite von 250 m und einem Bogenstich von rund 43 m, einer 5-feldrigen Durchlaufträgerbrücke festlandseitig und einer 2-feldrigen Durchlaufträgerbrücke inselseitig. Die Länge des Gesamtbauwerks beträgt 963 m.

Die Verbindung zwischen Fahrbahn und Bogen bilden 40 sich schräg kreuzende Seile je Brückenseite. Das 20,95 m breite, orthotrope Fahrbahnblech mit Längsrippen ist alle 1,95 m auf Zwischenquerträgern aufgelagert. Von den drei vorhandenen Hauptlängsträgern befinden sich zwei unter den Bahnschienen und einer im Bereich der Straße. Sie bestehen aus jeweils einem Stegblech und Lamellenpaketen als Untergurte. Die Bauhöhe der Stege ist über die Länge konstant. Die Hauptquerträger sind alle 11,7 m angeordnet. An den Enden der Hauptquerträger sind Konsolen vorhanden, an denen die Seile angeschlossen sind.

Aufgrund der hohen Auslastung und des Schädigungsgrades der Bestandsseile, der
Seilverankerungen sowie der Seilklemmen sollen alle 80 Seile ausgewechselt wer-
den. Die im Bestand vorhandenen vollverschlossenen Seile sollen gegen kunststoffummantelte vollverschlossene Seile getauscht werden. Die Kunststoffummantelung hat eine Dicke von 6 mm, wodurch sich der Durchmesser der Seile um 12 mm erhöht. Der Netzwerkbogen mit einer lichten Weite zwischen den Fußpunkten von 248,40 m besteht aus zwei gegeneinander geneigten Parabelbögen, die sich einander im Scheitel berühren und die Schifffahrtsöffnung des Sunds überspannen. Die 80 Bestandsseile haben fünf Durchmesser (69, 77, 81, 92 und 104 mm) mit Seillängen zwischen 11.019 mm und 51.388 mm. Die vollverschlossenen Spiralseile bestehen aus einem Runddrahtkern, Keil- und Z-Profildrähten.

Nach 61 Jahren zählt die Form der Brücke als „Kleiderbügel“ zu den Wahrzeichen 
Schleswig-Holsteins. Der NDR zeigt in einem hier verlinkten Kurzvideo wie ein solcher Seiltausch bei einem 43 Meter langen Seil abläuft. Die Arbeiten an der Brücke werden durchgeführt, während die Autos weiterhin auf dieser fahren. 2,2 Tonnen werden per Seilzug an den Brückenbogen gezogen. Hydraulikpressen ziehen das Seil dann mit 100 Bar stramm. Eine Schwierigkeit liegt darin die Seile in exakt demselben Winkel der alten Seile zu spannen. Jedes Seil hat Einfluss auf die Gesamtform des Bügels und der Brücke, wodurch eine Veränderung als Folge eine unebene Brücke aufweisen könnte. Im Prozess entstehen ständig neue Herausforderungen, zu denen vor Ort eine passende Lösung benötigt wird. Bis Ende 2025 sollen alle Seile ausgetauscht sein. 

Fotos: G + S